Arbeitsschutz kostet Geld.
Arbeitsschutz verbessern kostet mehr Geld.
Warum sollten wir es investieren?
Besonders, wenn wir sowieso an allen Ecken und Enden sparen müssen?
Seitdem ich Kinder habe ist es für mich ist es klar, dass ich alles dafür tun möchte, dass ihnen nichts zustößt. Die Vorstellung, dass sie sich bei der Arbeit schwer verletzen könnten und diese Verletzung wurde billigend in Kauf genommen, hätte also mit einfachen Mitteln verhindert werden können, treibt mich an. Alle Mitarbeiter sind in dieser Hinsicht „Kinder“ und müssen, so gut es geht, geschützt werden. Abgesehen davon gibt es noch eine Menge weiterer Gründe, warum es sich lohnt, den Arbeitsschutz im eigenen Betrieb zu verbessern:
Gesetzliche Pflicht und Verantwortung
Der Gesetzgeber gibt dem Arbeitgeber umfangreiche Pflichten in Bezug zur Arbeitssicherheit. Bist du der Meinung, dass ihr das gesetzliche Mindestmaß bereits erfüllt? In den allermeisten Fällen lohnt es sich, nochmal genauer hinzuschauen. Viele Arbeitsunfälle ereignen sich bei Tätigkeiten, die man nicht direkt auf dem Schirm hatte. Ist diese Tätigkeit in der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt? Haben wir alle Mitarbeitenden ausreichend unterwiesen? Haben wir uns von der Wirksamkeit der Maßnahmen überzeugt? Außerdem fordert auch der Gesetzgeber, eine „Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten anzustreben“ (ArbSchG §3).
Bei Verstößen drohen Ordnungswidrigkeiten, Geld- oder Freiheitsstrafen, je nach Schwere des Vergehens. Wenn man sich umfassend um die Arbeitssicherheit in seinem Betrieb kümmert, für eine gute Organisation sorgt und die erforderlichen Mittel bereitstellt, hat man eine sehr hohe Sicherheit, bei möglichen Unfalluntersuchungen mit einem blauen Auge davon zu kommen.
Arbeitsunfälle sind teurer
Auch wenn Prävention Geld kostet, Unfälle sind deutlich teurer. Zusätzlich zu den direkten Kosten, z.B. für Gesundheitsfürsorge oder informelle Pflege, fallen indirekte Kosten an, wie z.B. Verluste bei der Marktproduktion, Gehaltszulagen für Überstunden der Anderen, Anpassungskosten für Mitarbeiterausfall, Präsentismus. Laut eines EU Forschungsprojekts kostet ein Arbeitsunfall in Deutschland den Arbeitgeber im Durchschnitt ca. 10.000 EUR (indirekte Kosten).
Ein Forschungsprojekt der Universität Gießen im Auftrag der DGUV untersuchte die Präventionsbilanz bzw. den Return on Prevention (ROP). Das Ergebnis war, dass jeder in die Arbeitssicherheit investierte Euro einen Return on Prevention von 1,6 EUR (Deutschland) bzw. 2,20 EUR (EU) bringt. Die größten Wirkungen des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes sind demnach Reduzierung der Gefährdungen, Erhöhung des Gefährdungsbewusstseins der Beschäftigten, Reduzierung der sicherheitswidrigen Verhaltensweisen, Reduzierung der Anzahl der Arbeitsunfälle, Verbesserung des Images in der Öffentlichkeit, Verbesserung der Betriebskultur, Reduzierung der Ausfallzeiten. Es lohnt sich.
Sichere Arbeitsbedingungen erhöhen auch Qualität und Produktivität
Bei der Verbesserung von Arbeitsbedingungen werden häufig Prozesse besser organisiert und dadurch sicherer. Diese Anpassungen wirken sich direkt auch auf Qualität und Produktivität aus. Wenn z.B. bei einem Projekt zur Verbesserung der Ergonomie im Lager die Anzahl der manuellen Hebevorgänge durch einen höhenverstellbaren Lifter reduziert werden kann, verringert sich automatisch die Gefahr, dass das Produkt herunterfällt. Schneller geht es auch.
Psychologische Sicherheit ist ein weiteres Beispiel dafür. Sie wird benötigt, um sichere Arbeitsbedingungen überhaupt erst schaffen zu können. Mitarbeitende kennen ihre Arbeitsplätze am besten und können zu einer Verbesserung beitragen, wenn psychologische Sicherheit herrscht. Gleichzeitig fördert psychologische Sicherheit auch Fortschritte in Qualität, Prozessen und Weiterentwicklungen. Mehr über psychologische Sicherheit gibt es hier.
Mehr Wertschätzung, mehr Engagement
Mit guten, sicheren Arbeitsbedingungen und einem Fokus auf Arbeitssicherheit- und Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden signalisieren wir ihnen, dass sie uns wichtig sind. Diese Wertschätzung ist für ein gutes Miteinander extrem wichtig. Mitarbeitende danken es mit mehr Zufriedenheit, Engagement, weniger Krankenstand und weniger Fluktuation. In Zeiten des Fachkräftemangels ein unschätzbarer Wert.
Ethische und humanitäre Gründe
Wie eingangs beschrieben, ist es ethisch und humanitär geboten, Mitarbeitende vor Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten zu schützen. Stell dir vor, du musst Angehörige eines Mitarbeiters über dessen Tod informieren oder vor dem Krankenhaus um das Leben eines Mitarbeiters bangen. Es könnte auch dein Kind sein. 2022 gab es in Deutschland 366 tödliche Arbeitsunfälle. Es passiert leider immer noch, fast täglich.
Was ist ausreichend?
Woher wissen wir, ob wir genug für die Arbeitssicherheit tun? Wo stehen wir und welchen Level möchten wir erreichen? Dazu gibt es demnächst einen weiteren Artikel.
Wenn du hier Unterstützung brauchst, melde dich bei mir.